"Dem Saxophonisten Harry White haben die Kritiker ins Stammbuch geschrieben, dass man bei ihm das Instrument mit neuen, anderen Ohren hört. ...Whites Artikulationsfähigkeit, seine seidenweichen Kantilenen und seine Präzisionstechnik machen sein Spiel unverkennbar. Während der Vorträge ist er wie ein Mystiker in tiefer Kontemplation versunken."  - aus einer Rezension der "Badische Zeitung", welche in der internationalen Fachzeitschrift "Das Orchester" wiederabgedruckt wurde.

 

Harry White wuchs im Süden der USA im Bundesstaat Mississippi auf. Er studierte bei Lawrence Gwozdz an der University of Southern Mississippi, bei Paul Cohen an der Manhattan School of Music und beim Pionier des klassischen Saxophons, Sigurd Raschèr, im Bundesstaat New York.

 

Die Jahre zwischen 1990 und 2001, in denen Harry White Altsaxophon im Raschèr Saxophon Quartett spielte, betrachtet er als prägende musikalische Erfahrung. Als Mitglied des Quartetts spielte er zahlreiche Uraufführungen von Komponisten wie Luciano Berio, Philip Glass, Sofia Gubaidulina und Charles Wuorinen, und er trat in den bedeutendsten Sälen Europas und der USA auf: Carnegie Hall und Lincoln Center New York, Kennedy Center Washington D.C., Philharmonie Berlin, Royal Festival Hall London, Opera Bastille Paris, usw.

 

Seit 2001 ist er tätig als Solist, freischaffender Musiker und Pädagoge mit Wohnsitz in Zürich. Kritiker loben White für die besondere, sanfte Tonqualität, die er auf seinem historischen Saxophon hervorbringt, und für seine dynamische Interpretation alter und neuer Werke. Seine Begeisterung für die lyrische Seite des Saxophons zeigt sich zum Beispiel auf der CD mit Liedern von Edvard Grieg (arrangiert für Saxophon und Klavier), die er zusammen mit dem Pianisten, Komponisten und Liedexperten Edward Rushton einspielte. Im Sommer 2014 nahmen Rushton und White 23 Vokalisen auf von Komponisten wie Arthur Honegger, Jacques Ibert, Heitor Villa-Lobos, Olivier Messiaen, Carl Nielsen, Francis Poulenc und Maurice Ravel. Die CD erscheint 2015.

 

Er pflegt eine langjährige Zusammenarbeit mit den beiden Pianisten Hans Adolfsen und Edward Rushton, mit der Cellistin Pi-Chin Chien und mit der Organistin Jakoba Marten-Büsing. Zusammen mit Chien und Rushton ist er Mitglied im Harry White Trio. Die Komponisten Daniel Fueter, Roger Girod, Fabian Müller, Rolf Urs Ringger, Edward Rushton, Martin Schlumpf, Martin Wettstein und Stefan Wirth schrieben Musik für das Ensemble.

 

Als Solist trat White unter anderem auf mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, den Bochumer Symphonikern, dem Orchester der Beethovenhalle Bonn, dem Württembergischen Kammerorchester und dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine; als Orchestersaxophonist spielte er u.a. im Nationaltheater-Orchester Mannheim, im Tonhalle-Orchester Zürich sowie mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle.

 

Seit 2009 leitet Harry White das "Swiss Saxophone Orchestra". Nach einer vierjährigen Weiterbildung an der Zürcher Hochschule der Künste erhielt er 2010 ein MAS in Musikphysiologie mit dem Schwerpunkt Atmung für Bläser / innen. Er unterrichtet Saxophon an Musikschule Konservatorium Zürich.

 

Kritiken

"Neue Zürcher Zeitung"
 Für erste Freuden sorgten Vokalisen von Zoltán Kodály, Paul Dukas, Darius Milhaud, Francis Poulenc und Maurice Ravel, in denen sich Whites Saxophon mit zartesten Pastelltönen bis zu leuchtenden Farben der menschlichen Stimme ebenbürtig zeigte.
 
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
White spielt eine Suite von Alois Haba, die seine phänomenale Artikulationskunst vom samtweichen Legato bis hin zu staubtrockenen Staccati fordert. Bei der Sonate von Johann Friedrich Fasch verblüfft Whites virtuoses, wendiges Spiel, während ein Lied von Gottfried Heinrich Stölzel durch warme Tongebung und delikate, einfühlsame Gestaltung bezaubert.

"Süddeutsche Zeitung" München
 Dem Saxofonisten gelang die stimmige Balance von Expressivität und Rücknahme.

"Rondo"
Harry White - früher Mitglied im renommierten Raschèr-Saxofon-Quartett - übernimmt mit seinem Instrument den Gesangspart in diesen Liedern mit einer solchen Bravour und so differenziert im Ausdrucks, dass jedes Wort dagegen stumm erscheinen müsste. Edward Rushton ist ein idealer Klavierbegleiter: virtuoses, farbenreiches und sublimes Spiel ? souverän und doch nie in den Vordergrund drängend. "Schläft ein Lied in allen Dingen..." ? die zwei jungen Musiker treffen das Zauberwort.
  
"Badische Zeitung" Lörrach
Sind diese Transkriptionen [von Grieg Liedern] geglückt? Der erste Höreindruck sagt eindeutig ja! Der Klang des Altsaxophons hat in der Mischung aus Klarinette und Horn etwas Verführerisches, und wird das Instrument so virtuos und empfindsam geblasen, wie Harry White das kann, geht Griegs Volksliedton direkt ins Herz. Harry Whites Spiel kommt der menschlichen Stimme ganz nah und transportiert unverfälscht die süsse Schwermut, das vage Sich-Sehnen dieser Lieder, aber auch deren tanzende Fröhlichkeit. In dem jungen Pianisten Edward Rushton ? immerhin von Irwin Gage empfohlen ? hat White einen Mitspieler von makelloser Präzision und hellwacher Sensibilität.

"Fränkische Nachrichten" Würzburg
Das Solo-Alt (Harry White) verblüffte hier im "Stampfer" [aus Bartòks Rumänischen Tänzen] mit herrlich klarinettenhaftem Kolorit.

"Rhein-Neckar-Zeitung" Heidelberg
Der renommierte amerikanische Altsaxofonist Harry White war bei Weill schon für den Saxofon-Part eingesprungen und brillierte danach noch in zwei weiteren Werken. Erwin Schulhoffs "Hot Sonate" für Altsaxofon und Klavier hat White bearbeitet. Eine raffinierte Instrumentierung für kleines Ensemble ist ihm gelungen, welche das Schwelgerische dieser Musik ebenso unwiderstehlich einfängt wie sie das Pointenreiche lustvoll unterstreicht.
Dazu spielte Harry White genauso betörend wie eben "hot", seinen gesanglich intensiven Ton herrlich glühen lassend. "Lamentuoso ma molto grottesco e sempre glissando" ist der dritte Satz überschrieben, und dieser wurde ganz hinreissend musiziert. Wie Kaugummi zog der Solist seine Glissandi: verwegen, genüsslich und das schummrig Verruchte dieser Atmosphäre über lakonisch scharfer Begleitung verführerisch zum Klingen bringend...White verband elastisch weiche, sinnlich samtige Tongebung mit virtuoser Brillanz.